Wer beherrscht den Osten
1990 ist die DDR am Ende, weil die Mehrheit der Ostdeutschen denen nicht mehr traut, die das Land beherrschen. Das Volk wählt den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland. In Politik, Wirtschaft, Medien, Universitäten und sogar dem kleinsten Sportverein gilt nun, was im Westen Jahrzehnte lang gewachsen ist – und es beginnt ein gewaltiger Transfer von Strukturen und Eliten von West nach Ost.
Mehr als 25 Jahre sind seitdem vergangen. Auf den ersten Blick ist die Bilanz eindeutig, denn der Elitentransfer scheint bis heute fortzuwirken. 87% der Wohnbevölkerung in den neuen Bundesländern sind heute Ostdeutsche, d.h. sie sind aufgewachsen in der Region. In den Spitzenämtern von Wirtschaft, Politik, Sport, Kirchen, Militär und Gesellschaft spiegelt sich das allerdings nicht wider.
Entgegen der anfänglichen Erwartung ist die Dominanz von Amtsträgern aus dem Westen keine Vorübergehende. Eine ostdeutsche Kanzlerin kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis heute Ostdeutsche kaum in gesellschaftliche Spitzenpositionen eingerückt sind. Mehr als die Hälfte der Staatssekretäre in ostdeutschen Ministerien stammt aus den alten Bundesländern, bei den Abtteilungsleitern sind es sogar drei Viertel.
Welche Folgen hat das? Der Osten tickt anders, so die landläufige Meinung. Liegen die Ursachen dafür in den Prozessen des letzten Vierteljahrhunderts? Die zweiteilige Doku-Reihe „Wer beherrscht den Osten?“ sucht nach Antworten, indem sie tief in das politische Gefüge Ostdeutschlands eintaucht. Viele Menschen haben das Vertrauen in die traditionellen Institutionen der Parteiendemokratie verloren. In Punkto Wahlbeteiligung sind die Ostdeutschen bundesweit die Schlusslichter. Und es gibt die Neigung, radikaler zu wählen und zu artikulieren.
Zu Wort kommen Menschen an der Basis, aber auch Politiker und Funktionsträger, die nach 1990 aus dem Westen in den Osten gekommen und dann sehr unterschiedliche Wege gegangen sind.
„Wer beherrscht den Osten?“ – die zweiteilige Dokumentationsreihe legt offen, wer wo und warum welchen Einfluss hat und wer nicht. Die historischen Entwicklungslinien seit der Wiedervereinigung zeichnen die Filme nach.
Sendetermine
- 31.05.2016, 22:05 Uhr - MDR Fernsehen
Crew
Regie Ariane Riecker
Kamera Thomas Keffel Holger Berg Jörg Weimann (Aufnahmen Drohne)
Ton Ulrich Menges Christoph Wonneberger
Schnitt Marcus Dippner Stefan Buschner Claudia Nagel
Mischung Tim Fischer
Musik Eike Hosenfeld Tim Stanzel Moritz Denis
Grafik pixelwg Leipzig
Recherche Michael Schönherr
Sprecher Frank Arnold Karla Schlender
Produktionsleitung Melanie Braun Frank Seidel (MDR)
Produzent Olaf Jacobs
Redaktion Silke Heinz (MDR)