Wem gehört der Osten?
Die Schlösser
Es ist ein Paradox: Der Osten ist besonders reich damit gesegnet, konnte aber lange nichts damit anfangen: Mit Schlössern, Burgen, Herrenhäusern. Östlich der Elbe lebten Könige, Ritter und Adlige einst pompös und machten das Land zum Schlösser- und Burgenland. Über 4000 historische Herrensitze stehen in Ostdeutschland. Für die DDR waren die historischen Schönheiten – in Volkseigentum überführt – meist nur das verschmähte Erbe des Klassenfeindes.
Das Ende der DDR scheint die Rettung für die vernachlässigten Schlösser und Burgen. Nur wer soll sie retten? Wem sollen sie gehören? Und vor allem: Wer soll sie in Zukunft unterhalten?
Das Erbe – so stellt sich schnell heraus – ist ein schwieriges. Ein paar der besonders wichtigen Schlösser und Burgen schnappen sich die Bundesländer. Sachsen steigt mit 30 Objekten am größten ein. Manche davon – wie die Schlösser Pillnitz und Moritzburg – sind heute beliebte Touristenmagneten. Andere, wie das fast vergessene Schloss Hubertusburg, liegen noch im Dornröschenschlaf.
Die meisten Schlösser und Burgen kommen nach der Wende auf den freien Markt – man kann sie in Auktionen günstig ersteigern und von der Treuhand direkt abkaufen. Heute sind über 80 Prozent der historischen Gebäude in privater und in Investoren-Hand.
In Schönwölkau wird ein wertvolles barockes Schlossensemble an ein Investorenkonsortium um Justus Frantz verkauft – der Stardirigent will dort dem Orchester der Nationen seinen Sitz geben und gleich noch ein Luxushotel bauen. Geblieben sind nur ein Werbefilm – und ein kaputtes Schloss. Jetzt hat ein Immobilieninvestor das ramponierte Ensemble übernommen. Für das Schloss ist es wohl wirklich die letzte Chance.
Für die, die schon immer davon geträumt haben, Schlossherr oder Burgfräulein zu werden: Die Chancen in Ostdeutschland stehen gut. Noch immer sind 20 Prozent der Schlösser und Herrenhäuser leer, sind lädiert und brauchen neue Herrschaften. Man sollte allerdings ein paar Rücklagen haben – oder eine besonders gute Idee. Historische Immobilien brauchen heutzutage renditefähige Konzepte.
Familie von Lochow hat das begriffen. Ferdinand und Alexandra haben ihr Gutshaus in Petkus zum ersten Skatehotel der Welt gemacht. Das Herrenhaus, in dem sie wohnen, finanzieren sie durch ihre Bio-Landwirtschaft. Die von Lochows gehören zu den zirka 20 Prozent der Adligen, die nach der Wiedervereinigung nach Ostdeutschland zurückgekommen sind.
Die Schnäppchen der Nachwendezeit sind heute nicht mehr zu haben. Schlösser und Burgen in Ostdeutschland sind ein schwieriges Geschäft.
Sendetermine
- 10.06.2019, 00:00 Uhr - MDR Fernsehen
Crew
Ein Film von Ariane Riecker
Kamera Thomas Keffel Marc Voigt
Ton Ullrich Menges Daniel Liepke Christian Carl
Drohne Marc Voigt Daniel Liepke Christian Carl
Montage Claudia Nagel
Postproduktionskoordiantion Ferenc Stobäus
Mischung Steffen Werner
Farbkorrektur Thomas Reichl
Grafik Maxim Knorz
Musik Eike Hosenfeld Moritz Denis
Sprecher Frank Arnold Karla Schlender
Recherche Gundula Fasold
Produktionsleitung Jana Früh Frank Seidel (MDR)
Produzent Olaf Jacobs
Redaktion Silke Heinz