Was will der Osten?
Egal in welchen Bereich man schaut: Die ostdeutsche Wirtschaft ist kleinteiliger und schwächer als die westdeutsche, die Kapitaldecken sind dünner, die privaten Vermögen auch, der Anteil Ostdeutscher in der Top-Elite der Bundesrepublik ist nach wie vor verschwindend gering. Hinzu kommt Frauenmangel, hohe Abwanderung und Überalterung. Dazu der Verdruss vieler Ostdeutscher: 2019 antworten bei einer Umfrage des Institutes für Demoskopie Allensbach auf die Frage „Glauben Sie, dass die Demokratie, die wir in Deutschland haben, die beste Staatsform ist?“ im Westen 77 Prozent der Menschen mit Ja. Im Osten hingegen stimmten nur weniger als die Hälfte der Menschen zu. Das Vertrauen in das System ist erschüttert. Die Pegida-Proteste in Dresden, die AfD-Wahlergebnisse oder aktuell der „Stille Protest“ an der B 96 lassen die Verständnislosigkeit zwischen Ost- und Westdeutschen weiter wachsen.
Aus dem Sichtfeld geraten dabei oft jene, die gerade deshalb fieberhaft nach Lösungen für all diese Probleme suchen: Eine der prägenden Geschichten des Films ist die des Bürgermeisters Dirk Neubauer aus dem kleinen Ort Augustusburg bei Chemnitz. Neubauer will mit Bürgerfonds, Bürgerräten und einer konsequenten Digitalisierung die ländlichen Regionen aus dem Zugriff der radikalen Rechten befreien. Er ist überzeugt, dass sich auf dem Land die Zukunft unserer Demokratie entscheidet.
Da sind die Robotik-Revolutionäre Maria und Christian Piechnik, die von Dresden aus die Welt erobern mit einem Unternehmen, das sie auch dem Bildungsvorteil Ostdeutschlands verdanken. Im Kontrast dazu die Geschichte einer Elterngruppe in Sachsen-Anhalt, die in den letzten zehn Jahren miterlebten mussten, wie Parteien und Parlamente im Osten den auch aus der Tradition der DDR geerbten Bildungsvorteil verspielten – und die jetzt für neue Modelle der demokratischen Teilhabe kämpfen.
Da ist die junge Journalistin und Autorin Valerie Schönian, die, geboren 1990 im Jahr der Einheit, in Diskussionen und Lesungen unermüdlich daran arbeitet, Ost und West wieder miteinander zu versöhnen. Und da sind zwei weitere erfolgreiche Ostdeutsche, der eine hat einen Weltkonzern im Westen saniert, der andere ist der einzige ostdeutsche Professor an der renommierten Handelshochschule in Leipzig: Beide fragen sich, ob unsere Verfassung, unser Grundgesetz wirklich noch gut genug ist für die Zukunft.
Sendetermine
- 18.11.2020, 20:15 Uhr - MDR Fernsehen
Crew
Regie Ariane Riecker
Buch Ariane Riecker Dirk Schneider
Kamera Thomas Keffel Marc Voigt Frank Menzel Matthias Müller
Drohne Thomas Keffel Marc Voigt
Ton Ullrich Menges Toni Gräfe Claus Störmer Tobias Hametner Ulrich Vollmer
Schnitt Annina Wolf
Grafik Ronald Grüner
Musik Eike Hosenfeld Moritz Denis
Sprecher Frank Arnold
Mischung Marcus Wilhelm
Farbkorrektur Ferenc Stobäus
Produktionsleitung Sybille Mansour Frank Seidel (MDR)
Produktionsassistenz Martin Blum
Redaktion Silke Heinz (MDR)
Redaktionsassistenz Chantal Fretzer (MDR)