Ihre Geschichte beginnt vor mehr als 30 Jahren. Ihre Namen bleiben weitgehend unbekannt. Dennoch stehen die 18 Thüringer aus Ilmenau für Tage und Wochen im Fokus der Öffentlichkeit. Politik und Diplomatie laufen auf Hochtouren: In Deutschland Ost, in Deutschland West, im Königreich Dänemark.
Im Spätsommer 1988 machen sich mehrere DDR-Familien über den Eingang zur Komischen Oper in Berlin auf den Weg in die dänische Botschaft. Jahrelang haben sie auf diesen Tag hingearbeitet und unternehmen jetzt einen der spektakulärsten Fluchtversuche der DDR, auch wenn er bis heute im Schatten der großen Fluchtwelle Ende der Achtziger Jahre steht. In der Bundesrepublik wie in Dänemark führen die Ereignisse der folgenden Stunden zu einem handfesten politischen Skandal, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Es geht um Recht und Moral, um Dänemarks besonderen Umgang mit den deutschen Staaten. Aber auch um die Frage, wer genau dafür sorgte, dass der Bus, der nach mehreren Stunden Botschaftsbesetzung im Hof vorfuhr, die Familien nicht in die Freiheit, sondern ins Gefängnis der Staatssicherheit brachte.
Akten wurden jahrelang unter Verschluss gehalten. Jetzt könnten die erstmals freigegebenen Dokumente den Blick schärfen und die bisherige offizielle Erzählung über Hintergründe und Verantwortung für das Scheitern und die Folgen dieses Fluchtversuchs in Frage stellen.