Leuna-Komplex
Stadt, Land, Werk
Eigentlich könnte alles so schön sein. Leuna steht heute für den größten zusammenhängen-
den Industriekomplex Ostdeutschlands, ein Erfolgsbeispiel der deutschen Einheit. Wie die
Fata Morgana einer glitzernden Metropole erscheinen heute die Lichter der gewaltigen Raf-
finerie im sonst eher flachen Umland von Sachsen Anhalt.
Hier ist investiert, geschachert und gefördert worden – mit fast einer Million pro Arbeitsplatz.
Trotz aller Skandale, Brüche und Zäsuren steht Leuna heute für gelungene Standortpolitik.
Eine kaum verschuldete Kommune mit Steuereinnahmen die dreimal so hoch sind wie im
deutschen Durchschnitt. Hier sieht man buchstäblich die blühenden Landschaften und doch
habt hier die AfD bei der Bundestagswahl 45% erreicht – eine Region voller Widersprüche.
Die Einnahmen an Gewerbesteuern ermöglichen Vieles was anderswo nicht möglich ist, an-
dererseits gibt es massive Bürgerproteste gegen neue Infrastrukturprojekte und Forderungen
nach der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen. Gleichzeitig ist Leuna unverzichtbar
als Standort für erneuerbare Energien und Deutschlands größter Wasserstoffelektrolyseur.
Es gibt hier Arbeitsplätze, aber wenig gewerbliche Infrastruktur, kaum öffentliche Verkehrs-
mittel, viele Pendler.
Wenn man genau hinschaut zeigen sich hier die Widersprüche des Transformationsprozes-
ses in Ostdeutschland wie in einem Brennglas. Alle großen Phänomene und Entwicklungen
findet man in Leuna konzentriert – ein Kaleidoskop individueller Biografien, gesellschaftlicher
Entwicklungen und strukturpolitischer Umbrüche.
Der Film betrachtet den Ort Leuna wie in einem Zoom – ein Ort, an dem gelebt wird, vor al-
lem aber gearbeitet. „Leuna“ wird ein Zeitportrait aus der Innensicht der Beteiligten heraus –
multiperspektivisch erzählt von der Einwohnerin, über Arbeitende bis hin zu den Entschei-
dern weitreichender wirtschaftlicher Prozesse. Die gegenwärtige Erzählebene wird essayis-
tisch verflochten mit einer investigativ-faktischen Ebene, eindringlichen Interviews.



