Bischofferode
Das Treuhand- Trauma
Der Sommer 1993 verändert Deutschland. In diesem Sommer wird ein kleiner Ort im katholisch geprägten Eichsfeld im Norden Thüringens weltberühmt: Bischofferode. Vor 25 Jahren, am 1. Juli 1993, beginnen zwölf Kalikumpel im dortigen Kalibergwerk „Thomas Müntzer“ einen Hungerstreik für den Erhalt ihres Bergwerkes. Aus zwölf werden schnell 23, schließlich mehr als 40 Menschen, die aus Protest gegen die mögliche Schließung ihres Werkes über Wochen hungern.
81 Tage dauert die Aktion, es war das letzte Mittel. Bereits im April hatten die Kumpel das Werk besetzt, um es für einen Weiterbetrieb zu sichern.
Der Hungerstreik wird zum Symbol für den Kampf gegen die Privatisierungspolitik der Treuhand. Die Bilder des Hungerstreiks gehen um die Welt. Die internationale Presse fragt sich, ob jetzt die deutsche Einheit auf dem Spiel steht. Menschen in ganz Europa solidarisieren sich, Urlauber von der Ostsee schicken Solidaritäts-Ansichtskarten, sogar die Puhdys kommen in das kleine Bischofferode. Fernsehteams aus aller Welt berichten.
Der epische Kampf der Kumpel dauert bis Ende 1993 und ist doch erfolglos. Sie werden erschüttert in ihrem Glauben an die neu erlangte Freiheit – gerade hier, im Eichsfeld, das die deutsche Einheit 1990 so euphorisch begrüßt hatte.
Die sogenannte Kalifusion war der größte Wirtschaftsdeal der Deutschen Einheit, der den Steuerzahler bis heute fast zwei Milliarden Euro gekostet hat.
Der Freistaat Thüringen – das Bundesland mit den besten Kalivorkommen Deutschlands – ist bis heute der große Verlierer des Mega-Deals. Thüringen könnte reich sein, verliert aber neben Bischofferode fast alle Kaligruben und muss heute für die Sanierung und Sicherung der Bergwerke Jahr für Jahr Millionenbeträge einsetzen.
Zu Wort kommen die Hungerstreikenden selbst – Bergleute und Arbeiterinnen, Politiker wie Gregor Gysi oder Rita Süssmuth, Kirchenvertreterinnen und Bürgermeister. Nicht zuletzt auch Wirtschaftsmanager, die Einblick hatten in die Verhandlungen, Kaliexperten und der damalige Investor Johannes Peine, der gehindert wurde, die Grube zu doch noch zu retten.
Sendetermine
- 05.07.2018, 20:15 Uhr - MDR Fernsehen
Crew
Ein Film von Dirk Schneider
Mitarbeit Marianne Harr
Kamera & Steadycam Marc Voigt
Kameraassistenz Benedikt Fitzke
Ton Claus Stoermer
Drohne Jörg Weimann
Schnitt Ferenc Stobäus
Grafik Roland Grüner Michell Möhring
Sprecher Thomas Dehler
Mischung Marcus Wilhelm
Farbkorrektur Ferenc Stöbaus
Musik Eike Hosenfeld Moritz Denis Tim Stanzel
Recherche Martin Kopplin Michael Schönherr
Produktionsleitung Kathrin Lemcke Solveigh Hardt (MDR) Frank Seidel (MDR)
Produktionsassistenz Theresa Schwark
Produzent Olaf Jacobs
Redaktion Silke Heinz Eva Hempel